Stefan Schick Werkphoto

Autos schrauben
Eine Autowerkstätte in Neugaul, 2021

Ein Foto-Essay zum Jahresthema „Eigensinn“, Oderbruch Museum Altranft

Die Entmystifizierung von Technik, die Würdigung und die Erhaltung von Dingen ist ein sehr sinnlicher Prozess. Bei mir ging er einher mit verbrannten Fingern, als ich begann, mich mit elektronischen Bauteilen und einem Lötkolben an ersten Funkfernsteuerungen für meine Schiffmodelle zu versuchen und die ersten Transistorradios selbst zu bauen. Und später, als ich gerade meinen Führerschein gemacht hatte, mit aufgeschürften und blutigen Fingern und schwarzem Öl an den Händen. Mein erstes Motorrad, eine BMW R25/3 Baujahr 1953 hatte ich aus der Scheune eines Bauern gekaufte und begann, es zu restaurieren: den Motor Stück für Stück auseianderzuschrauben, um den festsitzenden Kolben wieder frei zubekommen, Kurbelwellenlager, die ausgeleierten Ein-und Auslassventile und die Steuerkette zu ersetzen. Den Riss einer Schweissnaht im Motorradtank dieser Maschine hart zulöten ging bereits ohne die allseits prophezeite Verpuffung/Expolosion des Tanks über die Bühne, weil ich ihn zuvor einen halben Tag lang mit der warmen Abluft von Mutters Elektrostaubsauger ausblies, bis der letzte Benzinrest sich verflüchtigt hatte. Diese Entmystifizierung und die Sichtweise, dass man selbst etwas erhalten und reparieren kann, haben meine Haltung zu Dingen geprägt und mir gezeigt, dass man sein eigener Lehrer sein und sich selbst etwas beibringen kann, wenn man nur bereit ist, sich intensiv mit einem Ding zu befassen.

In geballter Ladung und Jahrzehnte später ist mir das wieder begegnet in der Werkstatt von Frank Bauer und Daniel „Bodo“ Schröder in Neugaul. Es ist eine Autowerkstatt, aber nicht nur das. Es ist ein Univerum das Machbaren.