Gleichzeitigkeiten Porträts von Jugendlichen aus dem Oderbruch,
2011
Ein Tsunami hat zur Kernschmelze in Fukushima geführt. Was denken Jugendliche in der deutschen Provinz unter diesem Eindruck? Diese hier sind im Oderbruch ganz im Osten Brandenburgs aufgewachsen. Berührt sie, was in der Ferne geschehen ist? Was beschäftigt sie? Wie wird man ihnen gerecht? Sind sie bereit, sich auch mit dem Unagenehmen zu beschäftigen? Ich wollte, dass sie sich einen Aufnahmeort suchen, den sie entweder gerne oder gar nicht mögen. Anders als frühere Generationen werden sie außer von der Landschaft, in der sie aufwachsen, von der steten Anwesenheit von Geschehnissen aus der Ferne oder von visueller Fiktion, TV, Internet, Filme, Videostreams geprägt. Ihre Wahrnehmung der eigenen örtlichen Wirklichkeit wird stets damit konfrontiert. Über ihr Handy, Computer, einem Knopf im Ohr…
Im Foto ist auch ein Display zu sehen. Darauf ein Film, ein Geschehniss, eine Nachricht oder ein Video, das sich die Porträtierten ausgesucht haben, was sie innerlich beschäftigt, beeindruckt, was ihnen durch den Kopf geht. Von einem anderen Ort in der Welt, Shows, Werbung, Filme, Träume, Hoffnungen, Verführungen in ein anderes, besseres Leben. Werden sie hier bleiben oder weggehen?
Diese Foto-Porträts gehören zu einer Installation, die auch als Diashow auf einem Display zu sehen ist: das schwarzweisse Porträtfoto, eine direkt nach dem Druck auf den Foto-Auslöser folgende, wenige Sekunden dauernde farbige Videosequenz dieses „Augenblicks“ (eine Reaktion auf die Kamera & den Fotografen), dann das ausgewälte Video- bzw. Medienzitat vom Display. Die Verschmelzung der klassischen Fotokamera mit der Filmkamera.